Blickwinkel
Pfaffenhofen im Wandel der Zeit
Die Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm ist, insbesondere in den letzten Jahrzehnten, in einem starken baulichen Wandel begriffen. Gebäude und Ensembles verschwinden, vertraute Bilder gehen verloren und die Modernisierung der Stadt schlägt sich auch in ihrem Aussehen nieder.
Aus diesem Grund wurden an verschiedenen Orten des Hauptplatzes und an weiteren Punkten „Blickwinkel“-Säulen aufgestellt, um dem Betrachter das frühere Aussehen einiger Plätze in der Stadt buchstäblich „vor Augen zu führen“. Die Säulen bieten die Möglichkeit, innezuhalten und auf eine kleine „Zeitreise“ zurück in vergangene Epochen der Stadtgeschichte zu gehen. Bei Einheimischen rufen sie Erinnerungen wach, Neubürgern bieten sie eine Möglichkeit, sich über das frühere Aussehen der Stadt zu informieren.
Blickwinkel 1
Obwohl erst aus dem Jahr 2006 stammend,
zeigt die Aufnahme des Rathauses die vielfältigen
Veränderungen am Gebäude wie im
direkten Umfeld. Nach der umfassenden
Renovierung des Rathauses und der Herstellung
des Originalzustandes im Jahr 2008
erhielt der Hauptplatz wieder ein Pflaster, wie
er es bis etwa 1963/64 besaß.
Blickwinkel 2
Eine der ältesten erhalten gebliebenen Fotografien
Pfaffenhofens zeigt die 1865 abgebrochene
Heiliggeistspitalkirche, an deren Stelle
das Rathaus gebaut wurde. Ganz links ist
das Müllerbräu-Gebäude zu erkennen, dessen
Fassade erst im Jahr 1903 die bis heute
prägende Jugendstil-Ornamentik erhielt. Über
den Hauptplatz läuft noch der offene Stadtbach.
Blickwinkel 3
Die Brauerei Amberger mit dem prächtigen
Brauereiwagen war bis zur Betriebsaufgabe
im Jahr 1970 eine der traditionsreichsten
Brauereien der Stadt und zugleich ein beliebter
Veranstaltungsort für Feste und Feiern. Über
dem Torbogen führt der Hinweis „Zum Kino“ in
den rückwärtigen Teil des Gebäudes, wo sich
die Bevölkerung durch Filmvorführungen gerne
unterhalten ließ (1959).
Blickwinkel 4
Der im Jahr 1864 vollendete Marienbrunnen
in seiner ursprünglichen Gestaltung, im Hintergrund
sind die Fassaden der Bürgerhäuser
zu sehen (ca. 1900).
Blickwinkel 5
Ein reges Geschäftsleben herrschte schon
vor 100 Jahren auf dem Hauptplatz zwischen
dem Rentamt und dem Sigl-Bräu. Etwa von
der Ecke Sonnenstraße/Hauptplatz aus geht
der Blick nach Norden in die Ingolstädter Straße
(um 1910).
Blickwinkel 6
Die sehr alte Aufnahme aus der Zeit um 1870
zeigt den oberen Hauptplatz. Von rechts zu
sehen sind das „kurfürstliche Rentamt“, das
alte, 1897 abgebrochene Bezirksamtsgebäude
(bis 1862 Sitz des Landgerichts) und hinten
links die sogenannte „Engelkapelle“. Sie
wurde 1719 erbaut, 1803 zum Schulgebäude
umfunktioniert und erhielt im Jahr 1828
einen „Bürgersaal“ für Versammlungen der
Bevölkerung.
Blickwinkel 7
Die beeindruckenden Fassaden der Bürgerund
Kaufmannshäuser des oberen Hauptplatzes
werden nach Westen von der Stadtpfarrkirche
abgeschlossen. Die 1958 entstandene
Aufnahme zeigt den Hauptplatz noch mit seinen
alten, wenige Jahre später entfernten
Pflastersteinen.
Blickwinkel 8
Blick am „Sigl“ vorbei auf den unteren Hauptplatz
in Richtung Rathaus (ca. 1955). Noch
hat die Massenmotorisierung nicht eingesetzt
und auf dem Hauptplatz fahren weniger
Kraftwagen zu den Geschäften.
Blickwinkel 9
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges stand
am oberen Hauptplatz das 1902 errichtete
Kriegerdenkmal, das an die Kriege von 1866
und 1870/71 erinnerte und einen deutschen
Soldaten zeigte, der eine erbeutete französische
Kriegsfahne in Händen hält. Dahinter
steht das geschichtsträchtige Bortenschlager-
Anwesen, dessen Saal Schauplatz zahlreicher
Theaterspiele, Versammlungen und Festveranstaltungen
war.
Blickwinkel 10
Blick vom oberen Hautplatz auf das 1898 erbaute
und 1968 abgebrochene „Bezirksamt“,
das Sitz des „Bezirksamtmanns“ (seit 1938
Landrats) war und Symbol der „Prinzregentenzeit“
(1886–1912) war.
Blickwinkel 11
Der Pfaffelbräu gegenüber der Stadtpfarrkirche
war und ist ein beliebter Treffpunkt der Bevölkerung.
Die historische Aufnahme zeigt eine Gesellschaft
anlässlich der Namenstagsfeier des
damaligen Wirts Benno Mayr im Jahr 1911.
Blickwinkel 12
Ansicht von der gepflasterten Scheyerer
Straße aus in Richtung oberer Hauptplatz und
Stadtpfarrkirche. Vor der Kirche ist der alte, im
Jahr 1895 erbaute Pfarrhof zu erkennen.
Blickwinkel 13
Blick vom früheren Spital, dem ehemaligen
Franziskanerkloster, durch die Grabengasse
in Richtung Stadtpfarrkirche (Winter 1924).
Das alte Spital wurde im Jahre 1970 abgebrochen
und durch einen Neubau ersetzt. Heute
befindet sich in diesem Bereich die Seniorenwohnanlage
St. Josef mit dem Bürgerzentrum
Hofberg
Blickwinkel 14
Blick stadtauswärts von der Frauenstraße in
die Türltorstraße mit der 1833 errichteten Mariensäule
samt kleinem Brunnen (um 1930).
Engagierte Bürger ließen mit Unterstützung
von Gönnern aus dem Stadtmagistrat die Säule
zur Verschönerung der Straße errichten.
Links ist das alte Anwesen der Familie Krammer
zu sehen, in dem sie 1884 ihren Metzgereibetrieb
eröffnete.
Blickwinkel 15
Blick vom früheren Sparkassengebäude
(Frauenstraße 12) aus in Richtung oberer
Hauptplatz: Die Aufnahme aus den späten
1930-er Jahren zeigt einzelne Fahrzeuge und
den mit NS-Symbolen versehenen Maibaum.
Blickwinkel 16
Bis 1958 blickte man auf das alte, aus dem
späten 14. Jahrhundert stammende Heiliggeistspital
der Stadt. Vor seiner Verlegung in
den Bereich der heutigen Spitalkirche im Jahr
1804 konnten hier in Armut geratene Pfaffenhofener
eine Bleibe finden. Nach der Säkularisation
ging das Gebäude in Privatbesitz über.
Zuletzt war dort die Seifensiederei Büchele
untergebracht. Anstelle des Gebäudes sollte
eine Hopfenhalle errichtet werden, die an dieser
Stelle aber nie realisiert wurde.
Blickwinkel 17
Eine wichtige Zubringerstraße für die Händler
und Gewerbetreibenden war die alte Freisinger
Landstraße, die heutige Münchener Straße.
Über die alten Holzbrücken von Ilm und
Schwarzbach führte der Weg zur Weilhammer
Klamm und zum unteren Hauptplatz.
Blickwinkel 18
Der „Pfänderturm“, später auch als „Hungerturm“
bezeichnet, markierte die nordöstliche
Ecke der früheren Stadtummauerung
und ist eines der letzten Zeugnisse der
historischen Stadtbefestigung. Im Turm wurden
Leute eingesperrt, die leichte Diebstähle
oder Ordnungswidrigkeiten begangen hatten.
Das Wachpersonal wohnte im Turm. Noch bis
Mitte des 19. Jahrhunderts diente der Turm
als „Zivilarrestlokal“.
Blickwinkel 19
Der Name leitet sich vom kleinen Platz ab,
der sich im Süden des Stadtgebiets innerhalb
der angrenzenden historischen Stadtmauer
befindet. Dieses Gebiet mit dem natürlichen
Verlauf der Straßen ist siedlungsgeschichtlich
der älteste Teil Pfaffenhofens. Am „Platzl“
lebten überwiegend Handwerker, Taglöhner
und Arbeiter, hier befand sich aber auch
das „innere Bad“, das zeitweise bayerische
Herzöge innehatten.