Bild von Hopenfeld Pfaffenhofen

Grandiose Bauhaus-Fotoausstellung

(c) Jean Molitor
Benediktbeuern, Tankstelle

Der Neue Pfaffenhofener Kunstverein e. V. zeigt ab dem 25. Juni 2022 die bislang größte Ausstellung der Bauhaus-Fotografien des renommierten Berliner Fotografen Jean MolitorJean Molitor ist seit 2009 auf Spurensuche. Einst ging es darum, in Burundis ehemaliger Hauptstadt Bujumbura vom Abriss bedrohte Architektur zu fotografieren. Bis heute geht Molitor weltweit dem architektonischen Grundmuster des Bauhaus nach. Kühne, funktionale Entwürfe, eine neue Ästhetik zu Beginn des 20. Jahrhunderts basierend auf neuen Baumaterialien und Technologien. Stahl, Beton und Glas kamen zum Einsatz, um neue, moderne Raumkonzepte zu bauen. Die Architekten inspirierten sich gegenseitig, es gab eine Art Kultur- und Baustilexport. Architekten aus der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden entwarfen Häuser und ganze Stadtteile in Indien, in Russland, in der Türkei. 1933 mussten viele davon Europa verlassen und wirkten in Chicago oder Tel Aviv. Inspiriert von vielen Reisen von Afghanistan über Jakarta bis Stockholm findet Jean Molitor viel Neues für das große Bild der Moderne in der Architektur.

Alle Fotografien sind im Rahmen des Projektes bau1haus vom Berliner Fotografen Jean Molitor aufgenommen worden. Die Bauhaus-Ästhetik ist das zentrale Element innerhalb einer internationalen Bewegung in Architektur, Kunst und Design. Das Projekt bau1haus, als Mischung aus Dokumentation und Kunstprojekt, spürt Bauten der Moderne auf und will über die Fotografie globale Verbindungen und kosmopolitischen Austausch in der Architektur sichtbar machen. Die Arbeit ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Viele der fotografierten Bauten gibt es nicht mehr, auch in Bayern. Andere sind bedroht durch Abriss, Verfall oder Investitionsdruck. Ihre Bilder bewahren sie vor dem Vergessen, können sie in einer immer schneller und hektischer werdenden Lebenswelt zu einem Sehnsuchtsort der Moderne werden lassen. Die Häuser wirken auf den Fotos gleichermaßen strahlend und erhaben, selten sind Menschen auf den Abbildungen zu sehen, ein nüchterner Blick von leicht erhöhter Position hält die Architektur fest.

Auf großes öffentliches Interesse stießen die voran gegangenen Ausstellungen der Bauhaus-Fotografien von Jean Molitor, die unter anderem in Berlin (Willy-Brandt-Haus, TU, Rosa-Luxemburg-Stiftung), Magdeburg (Stadtbibliothek), Potsdam, Bernau, Schwabach (Jüdisches Museum) und im Ausland, unter anderem in Vancouver (Deutsches Generalkonsulat), in Havanna, Ankara, Kiew (Goethe-Institut), Skopje und Tirana (Deutsche Botschaft) und Spanien zu sehen waren.

Die größte Auswahl an Fotografien wird nun in der Kunsthalle Pfaffenhofen präsentiert. Mit dem 1925 von Franz Holzhammer entworfenen und in den letzten Jahren sensibel restauriertem Verstärkeramt hat Pfaffenhofen zugleich einen Bau dieser Reihe vor Ort. Im Zentrum der Schau stehen Motive zu Bayern wie die Glaskathedrale in Amberg von Walter Gropius, die Aula der Nürnberger Akademie der Künste von Sep Ruf, die Wandelhalle von Heinz Moll in Bad Tölz, das Paketzustellamt in München von Robert Vorhölzer und sein Postgebäude am Harras zusammen mit Hans Heinrich Schnetzer, Fitz Landauers Villa Strauss in Augsburg oder sein Haus Hirschmann in Fürth.

Deutschland und seine Moderne spiegelt sich in den Aufnahmen aus Ahrenshoop (Bunte Stube), Löbau (Haus Schminke), Chemnitz (Haus Feistel) und natürlich Dessau (Gropius‘ Meisterhaus, Haus Fieger, Kornhaus) wider. Die jüdische Architektur der Moderne zeigen Aufnahmen aus Berlin, London, St. Petersburg und Tel Aviv.

Thematisch reizvolle Motive sind auch jene aus der Türkei, Guatemala Stadt, Eritreas Hauptstadt Asmara, wo die Kolonialmächte ihren Zeitgeist in „La Piccola Roma“ übertrugen oder dem tschechischen Zlin. Dort hinterließ im frühen 20. Jahrhundert das tschechische Schuhunternehmen Bata eine an der architektonischen Moderne orientiere Modell-Fabrikstadt, die internationale Satelliten des Bata-Unternehmens hervorbrachte. Diese städtebauliche Hinterlassenschaft einer Stadtutopie in Zlin ist in Pfaffenhofen in den klaren Schwarzweißfotografien ebenso zu sehen, wie Beispiele aus Skandinavien, Barcelona und europaweit.

Der Bildband "Bauhaus in Bayern. Eine fotografische Reise durch die Klassische Moderne" von Jean Molitor und Kaija Voss ist im be.bra Verlag erschienen und kostet 32 Euro.

Jean Molitor dazu vorab im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur (19. Mai 2022)

BAUHAUS in BAYERN und in aller WELT

Eine fotografische Reise zur klassischen Moderne rund um die Welt

Fotografien von Jean Molitor

Ort:

Kunsthalle Pfaffenhofen a. d. Ilm

Ausstellungszeitraum:

Sa, 25. Juni bis So, 7. August 2022

Eröffnung

Fr, 24. Juni 2022, 19 Uhr

Öffnungszeiten:

Do – So/Feiertage, 15 – 18 Uhr

Fr, 1. Juli (Lange Nacht der Kunst und Musik) bis 22 Uhr

Führungen mit der Architekturhistorikerin Dr. Kaija Voss an den

Sonntagen 26. Juni, 3. Juli, 17. Juli, 24. Juli jeweils um 15 Uhr

Organisiert vom Neuen Pfaffenhofener Kunstverein e. V. in Kooperation mit der Stadt Pfaffenhofen an der Ilm.

Bitte klicken Sie hier, um den vollständigen Beitrag bei PAFundDU zu öffnen.